Bericht über die Krippe im Sonntagsblatt von Franz Nickel
RIMPAR. „Alle Jahre wieder“ ist nicht nur während der Weihnachtszeit in der Kirche St. Peter und Paul in Rimpar (Dekanat Würzburg rechts des Mains) eine schön gestaltete Krippe zu sehen, sondern zwischen dem ersten Adventssonntag und Christi Himmelfahrt (heuer am 14. Mai) werden nacheinander zwölf verschiedene Szenen aus der Bibel dargestellt. Diese Jahreskrippe gibt es in der seitlich des Kirchenschiffs gelegenen Ritter-Kapelle seit 1996. Eine fünfköpfige Gruppe kümmert sich liebevoll und mit großem zeitlichen Aufwand um den Aufbau und die abwechselnden Motivanordnungen.
Vor 19 Jahren hoben der damalige Mesner Klaus Rind und die Dillinger-Franziskanerin Friedholda Fritz die Jahreskrippe aus der Taufe.
Zufällig hatte man in einer verstaubten Kiste im Kirchturm einen alten Krippenstall gefunden. Das Motto „Wer suchet, der findet“ war ebenfalls beim Stöbern in einem Schrank neben dem Beichtstuhl erfolgreich: Hier entdeckte man zahlreiche betagte Krippenfiguren aus Holz und Gips. „Damals sagte Klaus Rind spontan: ,Da liegt ja fast ganz Israel´“, erinnert sich Schwester Friedholda noch gut an den Fund.
Schattendasein geführt
Wie lang Stall und Krippenfiguren ein Schattendasein gefristet haben, kann niemand mehr genau sagen, aber es müssen fast drei Jahrzehnte gewesen sein.
Man weiß noch, dass der ehemalige Mesner Otto Schraud mit seinen Söhnen bis Ende der 1950er Jahre Weihnachtskrippen in der Ritter-Kapelle aufgestellt hat. Bekannt ist ebenfalls, dass die Kunstakademie Sonnleitner in München den Stall im 19. Jahrhundert angefertigt hat, und auch viele Figuren stammen aus dieser Werkstatt. Im Lauf der Zeit wurden zusätzliche Figuren erworben, so dass deren Zahl inzwischen auf über 60 angewachsen ist.
Von Anfang an legten die „Macher“ der Jahreskrippe großen Wert auf wirklichkeitsgetreue Darstellungen der Bibelszenen, Liebe zum Detail und bringen immer ihre Kreativität mit ein. Beispielsweise sammeln sie jedes Jahr Moos. „Es riecht einfach besser, wenn es frisch ist“, sagt Schwester Friedholda. Einmal hatten die Krippenbauer vergessen, für grünen Nachschub zu sorgen. Deshalb machte sich die Franziskanerin bei Dunkelheit und Eiseskälte auf, um rund um die Kirche Moos aufzuklauben. Damit die Qualität des monatelang liegenden Mooses nicht leidet, wässert sie es bei Bedarf ein- oder zweimal. Monika Weber, die seit 15 Jahren zur engagierten Gruppe gehört, lobt den früheren Mesner. „Klaus Rind hat die Jahreskrippe gelebt.
“ Sie erinnerte auch daran, dass der mittlerweile nach Niederwern Gezogene sein handwerkliches Talent einbrachte – unter anderem beim Bau von Pyramiden, Häuschen und Zelten für die Hirten.
Er war es auch, der Monika Weber zur Mitarbeit motivierte. Sie hat ihre Entscheidung noch nie bereut. „Mir macht es viel Freude, und ich bringe mich kreativ ein.“ Auch ihr Ehemann Klaus und Tochter Stefanie wirken seit vielen Jahren unermüdlich mit. „Mir gefällt eigentlich alles an der Jahreskrippe“, meint Monika Weber. Besonders liegt ihr aber „die Harmonie der Details“ am Herzen. Deswegen hat sie Palmen gebastelt, damit die Pyramiden besser zur Geltung kommen. Zur Gestaltung der Wüste dürfen ausgedörrte Sträucher nicht fehlen.
Liebe zum Detail
Mit von der Partie ist ebenfalls der aktuelle Mesner Robert Bedner. „Die Darstellungen der Herbergssuche und der Geburt Christi im Stall zu Betlehem gefallen mir am besten.“ Um vor dem Advent die erste Bibelszene für die Jahreskrippe – die Vertreibung aus dem Paradies – aufzustellen, benötigen die fünf Helfer ungefähr vier Stunden. Die zur Verfügung stehende Grundfläche ist etwa sechs Meter breit und bis zu zwei Meter tief. Mit knapp fünf Stunden schlägt der zeitliche Aufwand der Krippenbauer für das zwölfte und damit letzte Motiv zu Buche: Das Leiden Jesu und seine Auferstehung ist von Ostern bis Christi Himmelfahrt auch am längsten zu sehen.
Die fünfköpfige Gruppe gestaltet nicht nur die Bibelszenen realitätsnah, sondern versucht auch durch Lichteffekte deren Bedeutung zu unterstreichen.
Der Herodespalast wird in flammendes rot getaucht, während die Auferstehung des Herrn strahlend weiß und gelb erscheint. Für die Grablegung hat man vor einigen Jahren sogar Schwarzlicht angeschafft. Zur lebendigen Atmosphäre der Szenen trägt auch der Einsatz von Wasser bei: dazu gehört der plätschernde Brunnen, manchmal haben die kreativen Helfer sogar schon einen reißenden Gebirgsbach fließen lassen.
Kreuzschlepper gesucht
Jedes Jahr gestaltet das Quintett die zwölf Bibelszenen neu, sodass keine Jahreskrippe der anderen gleicht. Und häufig haben sie neue Ideen: Derzeit wünschen sie sich die Figur eines Kreuz tragenden Jesus („Kreuzschlepper“).
Dafür suchen sie eine etwa zwölf Zentimeter große Figur aus Holz, Gips oder Boly-Stein. Wer der Gruppe so eine Figur geben möchte, kann sich unter
Telefon 09365/4295 an Robert Bedner wenden. Franz Nickel
Die Jahreskrippe in der Ritter-
Kapelle von St. Peter und Paul ist täglich bis etwa 17 Uhr (Einbruch der
Dunkelheit) zu besichtigen
Die zwölf Darstellungen der Jahreskrippe (vom ersten Adventssonntag bis Christi Himmelfahrt)
- Die Vertreibung aus dem Paradies
- Maria Verkündigung- Heimsuchung- Herbergsuche
- Die Geburt Jesu- Besuch der Hirten
- Die drei Könige und ihr Gefolge
- Die Flucht nach Ägypten
- Darstellung Jesu im Tempel mit Simeon und Hanna
- Der zwölfjährige Jesus im Tempel
- Die Heilige Familie
- Mose mit den zehn Geboten
- Abraham ist bereit, seinen Sohn zu opfern
- Der Einzug Jesus in Jerusalem
- Das Leiden Jesu und seine Auferstehung